Sommergerste 2019

Erntebericht

Sommergerste 2019
AutorInstitution
Walter KönigBraugersten-Gemeinschaft e.V., München
Dr. Martina GastlLehrstuhl für Brau- und Getränketechnologie, TUM
Datum 30. Oktober 2019
Ausgabe4
Jahrgang87
Seitenzahl146-147

Basierend auf der Erntedatenerfassung mit Unterstützung der Landesförderverbände für Braugerste in Deutschland und den Saatenstands- und Ernteberichten der Braugersten-Gemeinschaft e.V. gibt dieser Beitrag einen kurzen Überblick über die Braugerstenernte 2019.

Anbaufläche

Mitte April war die Aussaat der Sommergerste in Deutschland abgeschlossen. Auf der Grundlage von Saatgutverkäufen und ersten Schätzungen in den Landesförderverbänden für Braugerste in Deutschland erwartete die Braugersten-Gemeinschaft e.V. eine Sommergerstenfläche von ca. 400.000 ha im Anbaujahr 2019. Die Braugerstenfläche daraus wurde mit ca. 300.000 ha auf Vorjahresniveau geschätzt.

Auf der Grundlage der Meldungen der Landesverbände für Braugerste in Deutschland hat die Braugersten-Gemeinschaft e.V. den aktuellen Saatenstandsbericht für Sommergerste in Deutschland erstellt. Auf rund 360.000 ha Ackerfläche wurde 2019 in Deutschland Sommergerste erzeugt. Die starke Flächenreduktion zum Vorjahr (-90.000 ha) ist in erster Linie durch den Flächenzuwachs für Futterpflanzen nach dem extrem trockenen Vorjahr begründet. Das Ergebnis der deutschen Sommergerstenernte 2019 bleibt jedoch unter den Erwartungen.

Witterungsrückblick

Dem Jahrhundertsommer 2018 schloss sich ein ausgesprochen warmer und ebenfalls trockener Herbst an, der bis in den November hineinreichte. Mit nur 51 Prozent der langjährigen Niederschlagsmengen wurde die extreme Trockenheit der Böden bis zum November noch verschärft. Ein sehr milder und niederschlagsreicher Winter konnte in allen Bundesländern nur teilweise zum Ausgleich der defizitären Wasserversorgung der Böden beitragen. Auch wenn der Winter 2018/2019 mit +2,6°C über dem langjährigen Temperaturdurchschnitt lag und somit unter den wärmsten Wintern seit Beginn der regelmäßigen Messung im Jahr 1881 landete, bleibt er doch insgesamt mit den markanten Schneefällen - insbesondere in Bayern und Sachsen - in besonderer Erinnerung. Die Niederschlagsmengen lagen mit 201 l/qm (181 l/qm langjährig) um 17 Prozent über dem langjährigen Soll. Lediglich im Erfurter Becken, eine für den Braugerstenanbau in Deutschland bedeutende Region, war auch der Winter 2018/2019 niederschlagsdefizitär.

Tiefere Temperaturen und einige Tage Dauerfrost gab es vor allem im Januar, was insgesamt für eine gute Frostgare und lockere Böden zur Aussaat im Frühjahr sorgte. Die Sommergerste konnte von Ende Februar in den Frühgebieten bis Mitte April flächendeckend bei guten bis sehr guten Bodenbedingungen ausgebracht werden. Überwiegend lief die Saat bei ausreichend Restfeuchte im Boden gut und gleichmäßig auf. Mancherorts zeigten sich jedoch beim Auflaufen Auswirkungen des Wasserdefizits aus den Vormonaten. Ende April 2019 meldete der Deutsche Wetterdienst erneut akute Trockenheit vor allem im Norden, Osten und Süden Deutschlands, die gebietsweise für eine sehr hohe Waldbrandgefahr und zu ersten sichtbaren Trockenschäden bei Wintergetreide und Raps führte.
Der kühle und niederschlagsreiche Mai hat in vielen Regionen Deutschlands zu einer Entspannung der knappen Wasserversorgung und erster negativer Auswirkungen der Frühjahrstrockenheit gesorgt. Die Pflanzen konnten sich gut entwickeln, so dass deutschlandweit ein akzeptabler und im Wesentlichen guter Pflanzenstand berichtet wird. Die Hitzewelle in der letzten Juniwoche führte bei unterschiedlicher Wasserversorgung zu einem schnellen Durchlaufen einzelner Wachstumsstadien, so dass regional mit negativen Auswirkungen - insbesondere auf die Kornausbildung und die Sortierung – zu rechnen war.

In späten Regionen konnten die Bestände bei weiteren Niederschlägen die Kornfüllung beenden und dann in die Abreife übergehen. Es war jedoch abzusehen, dass Sommergerstenbestände in frühen Regionen und bei unterdurchschnittlicher Wasserversorgung auch von weiteren Niederschlägen nicht mehr profitieren können, sondern durch die Trockenheit und Hitze direkt abreifen. Insgesamt präsentierten sich die Sommergerstenbestände gesund. Vereinzelt traten insbesondere Blattkrankheiten auf, die rechtzeitig mit den noch zur Verfügung stehenden Pflanzenschutzmitteln behandelt werden konnten.

Sortenspektrum

Das Sortenspektrum wird von dem im Berliner Programm zur Verarbeitung empfohlenen Sorten Avalon, Quench, Solist und Leandra dominiert. Darüber hinaus sind RGT Planet sowie Sorten für den Vertragsanbau im Anbau.

Menge und Qualität der Braugerste

Nach sehr guten Aussaatbedingungen und gleichmäßigem Auflaufen der Bestände konnten kühlere Temperaturen und ersehnte Niederschläge im Mai drohende Schäden durch extreme Frühjahrstrockenheit gerade noch verhindern. Doch nicht überall in den deutschen Anbaugebieten brachte der Mairegen genügend Entspannung für den weiteren Wachstumsverlauf. Bereits Mitte Juni gingen einigen Beständen bei Heißtagen mit über 35°C die Wasservorräte aus. Selbst in Beregnungsregionen wie Niedersachsen wurde die Braugerste zugunsten der Bewässerung anderer Feldfrüchte der Notreife überlassen. Die folgenden Zahlen zum Ernteergebnis basieren auf Durchschnittswerten aus den einzelnen Bundesländern, die sich aus Einzelanalysenergebnissen der Besonderen Ernteermittlung in den Ländern und aus Proben des Erfassungshandels und der Mälzereien bei der Warenannahme errechnen. Aufgrund der sehr heterogenen Ernte ist die Streuung der Einzelwerte sehr groß, so dass der Durchschnittswert nicht immer die Realität insbesondere in der Getreideerfassung wiedergibt. Die Darstellung der prozentualen Aufteilung der Sommergerstenmenge nach Eiweißgehalt und Vollgerstenanteil (siehe https://www.braugerstengemeinschaft.de/wp-content/uploads/2019/09/1.-Erntebericht-Deutschland-aufgeschl%C3%BCsselt.pdf) spiegelt die extrem große Streuung der Werte wider.

Bei einem durchschnittlichen Ertrag von 53,3 dt./ha wurden in Deutschland rd. 1,9 Mio Tonnen Sommergerste geerntet. Jedoch liegt bei einem Eiweißgehalt von durchschnittlich 11,4 Prozent lediglich 61 Prozent der Ernteware im „Optimalbereich“ für Qualitätsbraugerste. Hohe Eiweißgehalte sind in erster Linie in Regionen zu beobachten, in denen auch die Sortierung und die Ertragsleistung unterdurchschnittlich ist, da der erwartete Verdünnungseffekt für den auf die Fläche ausgebrachten Stickstoff ausgeblieben ist. Der hitze- und trockenstressbedingte Abbruch der Kornfüllungsphase erklärt auch eine unterdurchschnittliche Sortierung (84,8 % Vollgerste), die z.B. in Bayern, Niedersachsenn, Sachsen-Anhalt und Thüringen neben dem hohen Eiweißgehalt den limitierenden Faktor für die Braugerstenmenge darstellt. Die von den Experten in den Bundesländern geschätzte Ablieferungsmenge von braufähiger Braugerste wird mit ca. 1,16 Mio Tonnen unter dem bereits schlechten Vorjahresniveau angegeben. Natürlich gehen in diese Ablieferungsmenge auch Partien ein, die mit höheren Eiweißgehalten und schwacher Sortierung angenommen wurden, mit dem Ziel eine möglichst stabile Versorgung der Malz- und Brauwirtschaft gewährleisten zu können. Hier ist jedoch auf die Vermeidung von Mischpartien bei der Erfassung der Ware zu achten.

Aufgrund der trockenen und warmen Witterung sind kaum Krankheiten in der Sommergerste aufgetreten. Die heiße, regenfreie Abreife hat zu einem überdurchschnittlich guten phytosanitären Zustand und zu optisch makelloser Ernteware geführt. Vereinzelt zeigt sich jedoch Notreife und deutliche Trocken-Stresssymptome sowie Partien, die mit Schwärzepilzen belastet sind.

Insbesondere die Verarbeitung von Malzen mit sehr hohen Eiweißgehalten kann u.a. zu Trübungs- und Filtrationsproblemen führen (wie auch intensivere, evtl. schwandreichere Lösung notwendig, Verschiebung der Anteile der Eiweißfraktionen, intensivere Klärung bzw. höherer Filterhilfsmitteleinsatz nötig). Bei Einsatz von Grenzqualitäten (z.B. hohe Eiweißgehalte, schlechte Sortierung) können somit zusätzliche Kosten in der Verarbeitung entstehen. Auch die Verkleisterungstemperaturen sowie die enzymatische Ausstattung (alpha-Amylase) sollten aufgrund der heißen Witterungsbedingungen in der Kornfüllungsphase regelmäßig kontrolliert werden.

Der endgültige Erntebericht über die Braugerstenernte 2019 in Deutschland erscheint Mitte November. Weitere Informationen sind auf der Internetseite der Braugersten-Gemeinschaft e.V. www.braugerstengemeinschaft.de erhältlich.

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