Sommergerste 2021

Erntebericht

Sommergerste 2021
AutorInstitution
König, W. Braugersten-Gemeinschaft e. V.
Gastl, M.Technische Universität München, Lehrstuhl für Brau- und Getränketechnologie
Datum 02. Dezember 2021
Ausgabe4
Jahrgang89
Seitenzahl154-155

Nachdem das Frühjahr noch recht vielversprechende Aussichten auf die Ernte bot, sind die Ernteergebnisse zumindest regional eher enttäuschend, zumindest aber heterogen. Auf einer deutlich kleineren Fläche als im Vorjahr wird der Anteil der Braugerste in Frankreich heterogen ausfallen. Eine schwache Sortierung und schwierige Erntebedingungen aufgrund von Regenfällen haben zu Qualitätsverlusten geführt. Bei zuletzt geernteter Gerste ist von Auswuchs die Rede. Genossenschaften sollen Kontrakte zurückgekauft haben in Sorge davor, sie nicht erfüllen zu können. In Dänemark dagegen ist bisher von guten Vollgersten und Proteinwerten die Rede. Der Ertrag lässt allerdings zu wünschen übrig. Dennoch wurde trotz schwieriger Erntebedingungen und Unterbrechungen während der Ernte eine durchschnittliche Ernte eingebracht. In Schweden ist von hohen Proteinwerten und guten Vollgerstenanteilen die Rede. Die Erträge bewegen sich unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. Es wird von einem kleineren Exportanteil ausgegangen. 

In Großbritannien wurde die Fläche deutlich wieder auf Normalniveau nach dem vergangenen Jahr reduziert. Die Proteinwerte werden als heterogen auf eher niedrigem Niveau eingestuft, die Erträge als durchschnittlich. Hohe Vollgerstenanteile charakterisieren die Ernte. Die erste Hälfte der Ernte wird als gut eingestuft. 

Hohe Temperaturen im Juni führten in Österreich zu einer abrupten Abreife mit zum Teil äußerst schwachen Erträgen, niedrigen Sortierungen und hohen Proteinwerten. Schwache Vollgersten und Erträge kennzeichnen auch die Ernte in der Slowakei. Hohe Temperaturen im Juni zeigen auch hier ihren Einfluss auf die Vollgerste. Regen im August hatte Einfluss auf die Qualitäten. Ähnlich heterogen fallen die Qualitäten in Tschechien aus. Exporte in Richtung Deutschland bewegen sich eher auf einem niedrigen Niveau. Auch in Polen ist eher von durchschnittlichen Erträgen und heterogenen Qualitäten die Rede. Der Anteil an Futtergerste wird voraussichtlich höher als in anderen Jahren ausfallen. Somit wird auch von einem größeren Importbedarf ausgegangen (Informationen von Dagmar Hofnagel/Korrespondentin der Agrarzeitung; hofnagel@t-online.de).

Basierend auf der Erntedatenerfassung mit Unterstützung der Landesförderverbände für Braugerste in Deutschland und den Saatenstands- und Ernteberichten der Braugersten-Gemeinschaft e. V. wird das Ernteergebnis für Deutschland wie folgt eingestuft: 

Die späte Ernte hat auch die Auswertung der Muster aus der „Besonderen Ernteermittlung“ in den Ämtern und Kammern verzögert. Die erfassten Mengen und Qualitätsergebnisse spiegeln sich nicht im aktuell knappen und hochpreisigen Markt für Braugerste wider. Der endgültige Erntebericht der Braugersten-Gemeinschaft e.V. erscheint Mitte November 2021.

 

Erneut fanden in diesem Jahr in einigen Anbaugebieten für Braugerste in Deutschland, aber auch Europa-weit, anstatt der üblichen Braugerstenrundfahrten Feldbesichtigungen in kleinen Gruppen und Video-Rundfahrten statt, wie z. B.

https://www.wochenblatt-dlv.de/feld-stall/pflanzenbau/braugerstenrundfahrt-2021-situation-gesamtbayern-566189

https://www.wochenblatt-dlv.de/feld-stall/pflanzenbau/braugerstenrundfahrt-2021-situation-unterfranken-566183

 

Anbaufläche und Ernteprognose

Die Anbaufläche für Sommergerste ist in Deutschland mit ca. 300.000 ha auf einem Rekordtief angekommen. Entgegen der ersten Schätzungen, stürzt die Sommergerstenfläche in Deutschland um fast 17 % unerwartet stark ab. Für die extreme Reduzierung der Anbaufläche werden mehrere Gründe genannt. 

Sicherlich hat der starke Anstieg der Futtergerstenpreise und die damit schrumpfende Braugerstenprämie, aber auch die lukrativen Angebote anderer Marktfrüchte wie beispielsweise Dinkel zur Abkehr von Sommergerste geführt. Auch wurde der starke Einbruch des nationalen und internationalen Biermarktes mit der möglichen Unsicherheit bei der Vermarktung von Braugerste begründet.

Witterungsrückblick

Die vergangenen drei Jahre waren für die Landwirtschaft zu trocken und obwohl die kräftigen Regenfälle zuletzt Bauern bei der Getreideernte durchaus aufatmen lassen, wirken die zurückliegenden Dürrejahre nach. 

Der Winter 2020/21 war in Deutschland bei durchschnittlichem Niederschlag und einem deutlichen Sonnenscheinplus mit + 1,6°C, verglichen mit dem internationalen Referenzzeitraum 1961 bis 1990, wieder zu warm und somit der zehnte zu warme Winter in Folge. Erst Anfang bis Mitte Februar trat gebietsweise sehr strenger Frost von unter - 20 °C auf. In der anschließenden frühlingshaften Phase zwischen Anfang März und Anfang April konnte die Sommergerste größtenteils bei guten bis sehr guten Bodenbedingungen gesät werden. 

In Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz wurden ca. 20 % der Sommergerste bereits im Herbst ausgesät. Überwiegend lief die Saat bei ausreichend Feuchte im Boden gut und gleichmäßig auf. Jedoch die sehr kalte und wechselhafte Witterung bis Ende April verlangsamten die Entwicklung deutlich. 

Das insgesamt sehr kühle und niederschlagsreiche Frühjahr hat den Getreidebeständen in Deutschland gutgetan. Zwar war die Entwicklung der Sommergerstenbestände dem langjährigen Durchschnitt etwas hinterher, die Bestände standen aber gut und ließen eine qualitativ hochwertige und quantitativ überdurchschnittliche Ernte erwarten (siehe Abbildung 1). 

Die Wasserversorgung war vom Auflaufen über die Bestockung, bis hin zum Ährenschieben ausreichend und gut. Regional sorgten Gewitterregen für die notwendigen Niederschläge. Schäden durch Hagel oder Starkregen haben nur vereinzelt und sehr regional zu Ausfällen geführt. 

Durch die kühlen Temperaturen während der Jugendentwicklung der Bestände blieben die Pflanzen sehr gesund, so dass in der Regel eine Pflanzenschutzmaßnahme ausreichend war. Moderate Temperaturen während der Kornfüllung und Abreife förderten eine gute Kornausbildung, insgesamt konnte eine gute Bestockung und gesunde Jugendentwicklung der Bestände protokolliert werden.

Doch…zu Ende ist alles erst zum Schluss: Die Ernteergebnisse zeigen, dass Staunässe auf schweren Böden, ausgeprägtes Lager, die mangelnde Sonnenscheindauer und letztendlich die schleppende, durch intensive Niederschlagsereignisse immer wieder unterbrochene Ernte zu Problemen führte. Je länger aber das Korn auf dem Feld stand, umso schlechter wurde die Qualität.

Da die Erntefenster zwischen den Niederschlagsereignissen oft kurz waren und sich die Sommergerstenernte trotz schlagkräftiger Erntetechnik bis Ende August hinzog, wurden auch Partien mit erhöhtem Wassergehalt und Auswuchs angedient. Es zeigt sich in der Handbonitur auch deutlich, dass die äußere Qualität durch die lange Standzeit vieler Partien auf den Feldern beeinträchtigt wurde.

Sortenspektrum

Die Hauptsorten, die sich 2021 im Anbau befanden, waren Avalon, Leandra, Solist, Accordine und bereits die beiden neuen vom Berliner Programm zur Verarbeitung empfohlenen Sorten Amidala und KWS Jessie. RGT Planet und ältere Sorten im Vertragsanbau ergänzen das Sortenspektrum.

 

Menge und Qualität der Braugerste

Letztendlich blieb jedoch die Sommergerstenernte 2021 bleibt weit hinter den Erwartungen zurück!

Durch die stark eingebrochene Anbaufläche in Deutschland (Flächenverlust -16 % zum Vorjahr) kumuliert sich nun die Sommergerstenmenge mit einem unterdurchschnittlichen Ernteausgang zu einer knappen Gesamterntemenge von rund 1,57 Mio. t. bei einem leicht unterdurchschnittlichen Ertrag von 53,4 dt/ha. Der Eiweißgehalt liegt zwar bei durchschnittlich bei guten 10,6 %, ist jedoch teilweise sehr schwankend. Der Vollgerstenanteil liegt mit einer tendenziell schlechten Sortierung bei 86,7 % (v. a. in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen sind die Vollgerstenanteile unbefriedigend). Dies führt zu einer geschätzten Ablieferungsmenge von braufähiger Braugerste, die zwischen 850.000 t und 1,0 Mio. t Braugerste liegt. Diese extrem niedrige Menge an Brauware hat eine Gefährdung der Versorgungssicherheit zur direkten Folge! Auch im nächsten Jahr bleibt trotz der momentan hohen Erzeugerpreise im gesamten Getreidesektor kein nennenswerter Flächenzuwachs für Braugerste zu erwarten!

Aufgrund der geringen Menge ist davon auszugehen, dass auch Grenzqualitäten sowie nicht im Berliner Programm geprüfte Sorten in die Verarbeitung aufgenommen werden müssen!

Bei Auswuchspartien bleibt zu hoffen, dass diese rechtzeitig erkannt werden und somit nicht in die Verarbeitungskette gelangen, was jedoch wieder zu einem erneuten Rückgang der Ware führt! Im Falle der Verarbeitung sollten diese Partien auf keinen Fall eingelagert werden!

 

Insbesondere die Verarbeitung von Malzen mit sehr hohen Eiweißgehalten kann u. a. zu Trübungs- und Filtrationsproblemen führen (wie auch intensivere, evtl. schwandreichere Lösung notwendig, Verschiebung der Anteile der Eiweißfraktionen, intensivere Klärung bzw. höherer Filterhilfsmitteleinsatz nötig). Bei Einsatz von Grenzqualitäten (z. B. hohe Eiweißgehalte, schlechte Sortierung) können somit zusätzliche Kosten in der Verarbeitung entstehen. Bis dato sind keine extrem hohen Verkleisterungstemperaturen auffällig, dennoch sollten diese regelmäßig kontrolliert werden. 

 

Der endgültige Erntebericht über die Braugerstenernte 2021 in Deutschland erscheint Mitte November. Weitere Informationen sind auf der Internetseite der Braugersten-Gemeinschaft e.V. www.braugerstengemeinschaft.de erhältlich.

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